Dortmund, 3. Januar 2025
Im vergangenen Jahr haben ehemalige und aktuelle Forschende auf ISAS Kompakt spannende Einblicke in ihre Karrierewege gegeben. Ihre Berichte zeigen die wertvollen Verbindungen innerhalb des ISAS-Netzwerks, die nicht nur vielfältige interne Zusammenarbeit, sondern auch externe, nationale und globale Kooperationen ermöglichen. Von ihrer Zeit am und nach dem Institut berichteten etwa Dr. Saskia Venne und Prof. Dr. René Zahedi.
Den Auftakt in 2025 macht Dr. Julia Lill. Sie arbeitete als ausgebildete Immunologin von 2020 bis 2021 am ISAS. Nach Abschluss ihrer Promotion ging sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an das Massachusetts General Hospital in Boston (USA), das größte Lehrkrankenhaus der Harvard Medical School. Seit Februar 2023 arbeitet Lill im Team für Krebsimmunologie bei BioNTech in Cambridge (USA), seit Juli 2024 als Senior Scientist.
Ich kam zum ISAS, als ich zwischen dem Abschluss meines Promotionsprojekts am Universitätsklinikum Essen und dem Beginn einer Postdoc-Stelle stand. Meine Forschung am Institut konzentrierte sich darauf, die Verfahren zur Proteinisolierung aus Zellen zu optimieren. Ziel war es, mit sehr wenig Zellmaterial eine aussagekräftige Proteom-Analyse durchzuführen. Das ist wichtig, wenn man Veränderungen im Proteom neutrophiler Granulozyten untersucht, die aus gesundem und krebsartigem Gewebe isoliert wurden.
Bei diesem Projekt haben wir sehr eng mit dem Universitätsklinikum Essen zusammengearbeitet. Das Essener Team führte die Krebsstudien durch und isolierte die Neutrophilen, während ich die Zellen aufbereitete und die Proteom-Analysen durchführte. Während dieser Zusammenarbeit habe ich gelernt, wie wichtig eine klare Kommunikation in wissenschaftlichen Projekten ist. In der kollaborativen Forschung haben die Menschen oft einen unterschiedlichen Hintergrund – das macht das Ganze interessant. Details können von einem Kooperationspartner als gegeben angenommen werden, während sie für den anderen neu sein können. Solche kleinen Kommunikationsbarrieren mögen trivial klingen, können aber ganze Projekte gefährden, wenn man sie nicht erkennt und nicht daran arbeitet.
Als ich zum ISAS kam, war das Thema Proteomics noch recht neu für mich. Ich konnte also während meiner Zeit am Institut eine Menge lernen. Der Austausch mit Kolleg:innen hat den Lernprozess oft entscheidend erleichtert und vertieft. Der Aufbau eines funktionalen Netzwerks, in dem man sich mit sachkundigen, ambitionierten Kolleg:innen umgibt und sinnvolle Verbindungen zu ihnen aufbaut, mag zeitaufwändig sein. Aber ich habe gelernt, dass diese Zeit langfristig gut investiert ist.
Da sich meine Promotion auf immunologische Themen konzentrierte, kam ich während meiner Zeit am ISAS zum ersten Mal mit Analytik für die Krebsforschung in Berührung. Seitdem habe ich meine Karriere der Krebsforschung gewidmet – zunächst als Postdoc am Massachusetts General Hospital und der Harvard Medical School und jetzt als Wissenschaftlerin bei BioNTech in Cambridge. Ich kann nur empfehlen, mutig zu sein und einen Blick über den Tellerrand der eigenen „wissenschaftlichen Komfortzone“ zu werfen. Dieser Perspektivwechsel kann eine neue Leidenschaft entfachen, wie es bei mir mit der Krebsforschung der Fall war, oder die Liebe zu dem aktuellen Fachgebiet verstärken und einen motivieren, das eigene Fachwissen zu vertiefen. Ein Ausflug in neue Bereiche kann auch die Augen öffnen und aufzeigen, wie viel es außerhalb des eigenen Fachgebiets zu lernen gibt. Und schließlich, und das ist für mich am wichtigsten, fördern solche Erfahrungen Verständnis und Geduld. Indem man die Perspektive eines Laien einnimmt, lernt man, wie man mit Menschen, die mit dem eigenen Fachgebiet nicht vertraut sind, effektiv kommuniziert und interagiert.
Dr. Julia Lill Senior Scientist im Team für Krebsimmunologie bei BioNTech in Cambridge (USA) Foto: @ISAS