Dortmund, 25. Oktober 2024
Der Austausch von Ideen, Daten und Methoden über Disziplinen und Landesgrenzen hinweg ist entscheidend für wissenschaftlichen Fortschritt. Am ISAS forschen daher Mitarbeitende aus der ganzen Welt interdisziplinär gemeinsam. Die vielfältigen Perspektiven und Erfahrungen der Mitarbeitenden ermöglichen nicht nur innovative Forschungsansätze, sondern bilden auch die Grundlage für vielfältige interne Zusammenarbeit sowie externe, nationale und weltweite Kollaborationen.
Ehemalige Forschende bleiben ein integraler Bestandteil des ISAS-Netzwerks. Ob sie mittlerweile in der Industrie, an Universitäten oder in anderen Forschungseinrichtungen tätig sind – durch fortwährenden Austausch und enge Zusammenarbeit mit dem Institut tragen sie dazu bei, wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem ISAS in ihre Bereiche zu übertragen. Häufig sind diese Vernetzungen der Startschuss für neue Kooperationen. In den kommenden Wochen und Monaten werden hier auf ISAS Kompakt ehemalige und aktuelle Mitarbeitende berichten, wie die Arbeit am Institut und die in Dortmund gesammelten Erfahrungen ihren weiteren Karriereweg geprägt haben oder wieso ihr Weg sie zum ISAS geführt hat.
Den Auftakt macht Dr. Saskia Venne. Sie hat von 2012 bis 2016 am ISAS promoviert und ist heute Teamleiterin Scientific Monitoring Bioanalysis im Bereich Development NCE (New Chemical Entity) bei Boehringer Ingelheim Pharma. Der Redaktion hat sie verraten, warum sie am ISAS promovieren wollte und wieso Forschende in der Industrie von Erfahrungen an außeruniversitären Forschungseinrichtungen profitieren.
Warum haben Sie sich 2012 für die Promotion am ISAS entschieden?
Venne: Ich wollte unbedingt Erfahrungen außerhalb der Universität sammeln, da ich mir mehr internationale und crossfunktionale Kooperation gewünscht habe, zum Beispiel mit Kliniken oder anderen außeruniversitären Instituten. Das Leibniz-Netzwerk schien mir ein guter Ausgangspunkt und das ISAS bot eine sehr beeindruckende Ausstattung an State-of-the-Art-Technologien.
Woran haben Sie während Ihrer Zeit am ISAS geforscht?
Venne: Der Titel meiner Doktorarbeit lautete „Charakterisierung der Wechselwirkung post-translationaler Modifikation mittels Massenspektrometrie-basierter Proteomforschung“. Man kann sich das so vorstellen, dass die Zelle versucht, mithilfe posttranslationaler Modifikationen auf äußere Einflüsse oder Krankheitszustände zu reagieren, um die Homöostase aufrechtzuerhalten. Durch Aufklärung dieser Modulationen erhofft man sich ein besseres Verständnis dieser Vorgänge und im Idealfall auch neue Ansatzpunkte für Therapien. Daher habe ich eine Methode etabliert, mit der man drei bestimmte posttranslationale Modifikationen in Proteinen bestimmen konnte. Diese haben wir dann bei verschiedenen Kooperationsprojekten eingesetzt.
Haben Sie aus Ihrer Zeit am Institut für sich persönlich etwas mitnehmen können?
Venne: Ja, natürlich, das selbstständige wissenschaftliche Arbeiten und das eigenständige Vorantreiben eines Projektes. Sprich: die Eigenmotivation über eine lange Zeit aufrechtzuerhalten, sich durch fehlgeschlagene Versuche nicht entmutigen zu lassen und es mit einer anderen Herangehensweise noch mal zu versuchen. Und letztlich habe ich mitgenommen, dass ein gepflegtes Netzwerk immer von Vorteil ist und viele neue Chancen eröffnen kann.
Waren die Erfahrungen aus ISAS-Kooperationen mit Kliniken für Ihre weitere berufliche Laufbahn hilfreich?
Venne: Es war eine tolle Möglichkeit, den professionellen Umgang mit Kooperationspartnern zu erlernen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, dass die Interessen, Herangehensweisen und Fragestellungen für verschiedene Partner unterschiedlich sein können. Das Hineindenken und das Bestreben, am Ende ein gutes Ergebnis für alle Beteiligten zu erzielen, ist eine wertvolle Eigenschaft für alle späteren Positionen, insbesondere auch für Führungspositionen.
Würden Sie Nachwuchsforschenden vor einem Wechsel in die industrielle Forschung raten, sich auch mit dem Wissenschaftsbetrieb an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung vertraut zu machen?
Venne: Ja, definitiv. Zum einen sind Promovenden- oder Postdoc-Stellen in der Industrie nach wie vor sehr rar gesät. Und zum anderen sind die wissenschaftliche Betreuung und das Umfeld an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung deutlich intensiver. Es lohnt sich, erste Erfahrungen hier mit anderen Doktorand:innen, einem Doktorvater bzw. einer Doktormutter und in einem wissenschaftlichen Umfeld zu sammeln, auszuloten, wo man selbst hinwill, was einem gefällt, und die eigene wissenschaftliche Expertise zu schärfen. In der Industrie wird man häufig als Expert:in für einen bestimmten Bereich eingestellt und hat dann unter Umständen nur noch wenig Hilfestellung oder Möglichkeiten zum Austausch – ein solides wissenschaftliches Profil und ein gutes Netzwerk sind hier äußerst hilfreich.