Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind laut Weltgesundheitsorganisation die weltweit häufigste Todesursache. Wenn die fein abgestimmten Zellmechanismen im Gefäßsystem des Körpers durcheinandergeraten, kann dies Entzündungen und Blutgerinnsel (Thrombosen) begünstigen. Das europäische Verbundprojekt »Thromboinflammation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen« (TICARDIO) verbindet die Untersuchung dieser beiden pathologischen Prozesse erstmals unter dem Begriff der Thromboinflammation. Im Fokus des Projekts stehen dabei die Wechselwirkung zwischen Gefäßwand und Blut, die bei krankhaften Prozessen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine zentrale Rolle spielt. Ziel ist es, neue Zielmoleküle (Targets) für Arzneimittelwirkstoffe und spezifische diagnostische Marker zu finden.
Hemm- und Aktivierungswege von Blutplättchen bei Thrombose
In den Endothelzellen, die die Innenseite der Blutgefäße auskleiden, werden Stoffe gebildet, die Thrombozyten hemmen oder aktivieren. Im »TICARDIO«-Teilprojekt »Endothelial-derived inhibiting and activating pathways of platelets in thrombosis« am ISAS geht es um die Rolle dieser bei der Entstehung von Thrombose. Mithilfe eines phospho-gezielten Massenspektrometrie-basierten Assays sollen beispielsweise die Schlüsselmediatoren der Hemm- und Aktivierungswege der Thrombozyten untersucht werden. Im Verlauf des Projekts ist es gelungen, die Tyrosin-Protein-Kinase Syk als Schlüsselmediator zu identifizieren sowie das Gesamt-Syk-Protein und drei verschiedene phosphorylierte Stellen nachzuweisen. Phosphorylierung, die reversible Anhängung einer Phosphatgruppe, spielt eine wichtige Rolle in der Übertragung von zellulären Signalen. Ihre Analyse lässt somit Rückschlüsse darauf zu, wie Thrombozyten gehemmt und aktiviert werden. Ein weiteres Ziel des ist es, mithilfe der Ionenmobilitätsspektrometrie verschiedene Varianten der Phosphorylierungsstellen weiter zu charakterisieren.
Über TICARDIO
TICARDIO ist ein internationales Promotionsstudium für die interdisziplinäre Ausbildung von Doktorand:innen. Es bietet 15 Promovenden der Naturwissenschaften die Gelegenheit, einen europäischen Doktorgrad (European Joint Doctorate) zu erhalten. Gleichzeitig profitieren die Teilnehmenden von der multidisziplinären und intersektoralen Zusammenarbeit aller beteiligten Einrichtungen. Das Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz koordiniert das Doktorand:innen-Netzwerk.
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Ausgewählte Publikationen
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