Dortmund, 8. November 2024
Entzündungs- oder Abstoßungsreaktionen, beispielsweise nach einem Herzinfarkt bzw. einer Organtransplantation, sind hochkomplexe immunologische Prozesse. Um diese ganzheitlich zu verstehen, ist es notwendig, die biologischen Strukturen vom ganzen Organ über einzelne Zellen bis hin zur molekularen Ebene zu analysieren – wie bei einer Matroschka-Puppe. Dafür arbeiten im Projekt »KI-assistierte Bildgebung von großen Geweben« mehrere ISAS-Forschungsgruppen an der Kombination verschiedener mikroskopischer und massenspektrometrischer Verfahren. Das interdisziplinäre Team setzt dabei murine (von Mäusen stammende) sowie humane Proben ein. Diese kommen von klinischen Kooperationspartnern wie der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie dem Universitätsklinikum Essen. Ziel des Projekts: skalenübergreifende Analysen, um aus ein- und derselben Probe detaillierte Informationen über die zelluläre Zusammensetzung und Wechselwirkungen innerhalb eines Gewebes zu erlangen.
So sind nicht nur präzisere, sondern auch ressourcenschonendere Analysen als bisher möglich: Die Kombination verschiedener Mikroskopie-Verfahren (inkl. einer speziellen Clearing-Methode, die Organe transparent macht (s. Infobox) plus Künstliche Intelligenz (KI) für die Analyse der Aufnahmen trägt dazu bei, die Zahl der Proben signifikant zu reduzieren. Außerdem arbeiten KI-Expert:innen daran, den Energieverbrauch für die Datenspeicherung zu minimieren und trotzdem die Analyse-Qualität der ultrahochauflösenden Mikroskop- Aufnahmen zu erhöhen.
Das Matroschka-Prinzip
Das Prinzip der Forschenden ähnelt dem der Matroschka-Puppen. Statt auf immer kleinere, verschachtelte Holzpuppen blickt das ISAS -Team mit jedem Schritt tiefer in die biologischen Strukturen einer Probe hinein. Angefangen bei ganzen Organen bis hin zu den molekularen Details ermöglicht dieser Ansatz ein präzises Verständnis der biologischen Prozesse.
Clearing
Gewebe und Knochen können Licht auf verschiedene Weisen beeinflussen: Sie können es absorbieren, reflektieren oder streuen. Um eine Probe jenseits der Oberfläche mit dem Lichtblatt-Fluoreszenzmikroskop im Ganzen untersuchen zu können, müssen Forschende sie daher zunächst chemisch behandeln. Prof. Dr. Anika Grüneboom hat zu diesem Zweck ein Verfahren entwickelt, das die Proben mithilfe des natürlich vorkommenden Aromastoffs Zimtsäureethylester transparent macht. Das optische Clearing lässt die Proben intakt und ist reversibel. So können Wissenschaftler:innen dieselben Knochen bzw. dasselbe Gewebe anschließend beispielsweise unter dem Konfokalmikroskop untersuchen.