Dortmund, 29. Februar 2024
Dr. Christopher Nelke ist Assistenzarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD). Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören neuromuskuläre Erkrankungen, wie etwa die Myasthenia gravis. Der Mediziner nimmt am von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Clinician-Scientist-Programm der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf teil. Laut DFG stehen dabei die strukturierte Ausbildung und die wissenschaftliche Qualifikation von forschenden Ärzt:innen im Vordergrund. 2022 verbrachte Dr. Nelke als Gastforscher zwei Wochen am ISAS.

Bei seinem Forschungsaufenthalt am ISAS verbrachte Dr. Christopher Nelke, Assistenzarzt am Universitätsklinikum Düsseldorf, allein für die Probenvorbereitung mehrere Tage im Labor.
© ISAS
1. Bei Ihrem Aufenthalt am ISAS hatten Sie Thymus-Proben dabei. Worum geht es bei deren Analyse?
Nelke: Wir beschäftigen uns am UKD mit der Myasthenia gravis. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper gegen die Verbindung von Nerv und Muskel zu einer Muskelschwäche führen. Wahrscheinlich werden diese Antikörper zum Teil aufgrund einer fehlgeleiten Immunantwort gegen den Thymus gebildet. Beim Thymus, auch Thymusdrüse genannt, handelt es sich um ein kleines lymphatisches Organ, das hinter dem Brustbein liegt.
Durch meinen Aufenthalt am ISAS wollten wir verstehen, wie sich die Protein-Zusammensetzung des Thymus‘ bei dieser Erkrankung verändert. Die Analyse ist nicht ganz einfach, da das Material selten ist und der Thymus bei jedem Menschen anders aussieht. Die Proben stammen von Patienten mit Myasthenia gravis. Da die Erkrankung selten ist, sind auch diese speziellen Proben sehr selten. Daher mussten wir uns auf bestimmte Bereiche der Drüse beschränken, die bei allen Proben vorhanden waren. Diese habe ich mit den Kolleg:innen am ISAS mittels massenspektrometrischer Proteomics analysiert.
2. Als Sie sich in Dortmund ein Bild vom Proteomics-Workflow für die massenspektrometrische Untersuchung gemacht haben, gehörten dazu auch alle Schritte der Probenvorbereitung. Was hat Ihnen der praktische Einblick für Ihre eigene Forschung gebracht?
Nelke: Der Einblick war sehr wertvoll, da wir ganz praktische Probleme für eine valide Analyse bislang nicht genug vor Augen hatten. Wie groß darf eine Probe sein? Wie groß dürfen die Unterschiede zwischen einzelnen Proben sein? Wie viele Proben kann man auf einmal verarbeiten und analysieren? Ich glaube diese Einblicke werden uns helfen, die nächsten Forschungsprojekte besser zu planen.
3. Welche ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung oder der größte Vorteil Ihrer Arbeit zwischen Patient:innenbett und Forschungslabor?
Nelke: Die Zeit ist bestimmt die größte Herausforderung. Es ist immer ein Spagat, den Patient:innen gerecht zu werden und gleichzeitig Zeit für Forschung zu finden. Ich denke, es ist aber auch sehr hilfreich, die Patient:innen und ihre Probleme zu kennen, um in der Forschung gezielt Fragestellungen nachzugehen und anschließend die Ergebnisse zu interpretieren.
(Das Interview führte Sara Rebein.)