Zum Inhalt springen
Software für biomedizinische Bildanalysen

Chan Zuckerberg Initiative fördert zwei Projekte aus Dortmund

Dortmund, 11. November 2022

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und seine Ehefrau Priscilla Chan unterstützen zwei Forschungsvorhaben am ISAS mit 40.000 US-Dollar. Ein Jahr lang fördert die Chan Zuckerberg Initiative (CZI) die Entwicklung der Dortmunder Software für die Bildanalyse-Plattform napari: Am ISAS entwickeln die Forschungsgruppen AMBIOM* – Analysis of Microscopic BIOMedical Images sowie Spatial Metabolomics* künftig neue Plug-ins. Dadurch können Wissenschaftler:innen weltweit mikroskopische und chemische Aufnahmen besser analysieren – und dies kostenfrei.

Die linke Abbildung zeigt eine Mikroskop-Aufnahme von Tumor-Zellen. Auf der rechten Seite ist die Segmentierung mittels gängiger Computerprogramme zu sehen. Sobald die Zellen dicht nebeneinander liegen oder überlappen (s. blaue Markierung) verschlechtert sich die Segmentierung. Das vollautomatische Tracking führt daher im Ergebnis zu Ungenauigkeiten.

Die linke Abbildung zeigt eine Mikroskop-Aufnahme von Tumor-Zellen. Auf der rechten Seite ist die Segmentierung mittels gängiger Computerprogramme zu sehen. Sobald die Zellen dicht nebeneinander liegen oder überlappen (s. blaue Markierung) verschlechtert sich die Segmentierung. Das vollautomatische Tracking führt daher im Ergebnis zu Ungenauigkeiten.

© Prof. Dr. Barbara Grüner / Universitätsklinikum Essen

Zellbewegungen liefern in der Biomedizin wichtige Erkenntnisse, beispielsweise zur Entstehung verschiedener Krebserkrankungen. Um herauszufinden, wie sich Tumorzellen bei unterschiedlichen Krebsarten im Körper ausbreiten, untersuchen Forschende unter anderem deren Bewegung unter dem Mikroskop. Die dabei entstehenden Zeitraffer-Aufnahmen liefern zum Beispiel Aufschluss über die Beweglichkeit (Motilität) der Zellen. Für diese quantitative Analyse müssen Zellen, die überlappen, vorher voneinander getrennt werden (Segmentierung). Anschließend lassen sich ihre Wege verfolgen (Tracking).

Künstliche Intelligenz verbessert Zell-Tracking

Die Bildanalyse hat sich in den vergangenen Jahren stark verbessert. Trotzdem kommt die Technik bei der Zellverfolgung aktuell noch an ihre Grenzen. „Zurzeit gibt es viele Mikroskopie-Szenarien, in denen eine automatisierte Analyse keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefert – und es händischer Anpassung bedarf. Die Aufnahmen von 50 Zellen erzeugen große Datenmengen, die Forschende manuell kaum auswerten können“, erläutert Dr. Jianxu Chen, Experte für Künstliche Intelligenz (KI) und Leiter von AMBIOM. Daher möchte der Computerwissenschaftler mit seinem Team eine spezielle Software für das napari-System entwickeln. Diese soll Biomediziner:innen ermöglichen, unmittelbar in die automatische Auswertung einzugreifen und Fehler, beispielsweise bei der Segmentierung oder beim Tracking, zu beheben.

Die mit 20.000 US-Dollar geförderte Software „Human-in-the-loop Cell Tracking“ wird insgesamt drei Module (Segmentierung, Tracking und Analyse) beinhalten. Ihr Ziel unter Einsatz von KI: zum einen das Ergebnis der napari-Bildanalyse verbessern. Und zum anderen soll der Algorithmus mit den von Menschenhand eingebrachten Informationen mittels maschinellem Lernen trainiert werden. Dafür wird das AMBIOM-Team mit Immunologen am ISAS, dem Universitätsklinikum Essen und der Universität Duisburg-Essen kooperieren.

Massenspektrometrie-Bilddaten für den weltweiten Austausch

Auch an der Programmierung der zweiten, mit weiteren 20.000 US-Dollar geförderten, Software für biochemische Bildgebung ist AMBIOM beteiligt. Bei diesem Projekt handelt es sich um das erste napari-Plug-in für die Auswertung und Annotation von Massenspektrometrie-Bilddaten. Mit einem Massenspektrometer lassen sich in einer Probe Substanzen wie Metabolite (Stoffwechselprodukte) anhand ihrer Massen identifizieren. Mithilfe der bildgebenden Massenspektrometrie (Mass Spectrometry Imaging, MSI) können Wissenschaflter:innen beispielsweise Tumorgewebe auf metabolische Unterschiede bei subzellulärer Auflösung untersuchen. Auf diese Weise gewinnen sie Informationen über die räumliche Verteilung der Moleküle und können diese mit morphologischen Auffälligkeiten im Gewebe vergleichen.

Dr. Prasad Phapale, Chemiker und Leiter von Spatial Metabolomics, strebt eine bessere Integration (Multiplexing) der MSI-Daten mit anderen Bildformaten an. So soll das Plug-in „Biochemical Annotations of Mass Spectrometry Imaging Data“ für napari die biochemische Annotation von MSI-Daten mit Bild-Koregistrierung (Bildfusion) erlauben. Kurzum: Es soll Wissenschaftler:innen weltweit ermöglichen, ihre MSI-Ergebnisse mit Metaboliten-Datenbanken abzugleichen sowie die räumlichen Informationen aus ihrer Aufnahme mit denen ergänzender Analysemethoden, etwa der Mikroskopie, abzugleichen. Innerhalb der Forschenden-Gemeinschaft ließe sich das Wissen so besser teilen.

Über napari

napari ist ein Open-Source-Tool, das eine leistungsstarke Visualisierung mehrdimensionaler Bilder, beispielsweise aus der Mikroskopie, ermöglicht. napari basiert auf der Programmiersprache Python. An der Plattform beteiligt sich eine weltweit wachsenden Community von Forschenden und Software-Entwickler:innen. Die CZI fördert napari über ihr Imaging-Programm mit dem Ziel, Biolog:innen den Zugang zu neuen Methoden der Bildanalyse auf Basis des maschinellen Lernens zu erleichtern.

* Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die MSCoreSys-assoziierte Nachwuchgruppe AMBIOM – Analysis of Microscopic BIOMedical Images (Förderkennzeichen 161L0272). Das BMBF fördert ebenfalls die MSCoreSys-assoziierte Nachwuchsgruppe Spatial Metabolomics (Förderkennzeichen 161L0271).

Downloads

Teilen

Weitere Pressemitteilungen

3. März 2025

Anmeldung Girls‘ Day 2025: Bakterien & Bonbons – was verrät unsere Atemluft?

Sie sind für das bloße Auge unsichtbar, fühlen sich in einem Bett aus Algen wohl und lassen sich stammesgemäß über die Atemluft bestimmen. Die Rede ist von Bakterien. Neben den Schülerinnen sind sie die Protagonisten des Girls' Day 2025 am ISAS. Zwölf Mädchen haben die Gelegenheit, verschiedene Experimente durchzuführen, um Bakterien sichtbar zu machen. Ziel ist es, mehr über Analyseverfahren für die Gesundheitsforschung mittels praktischer Beispiele zu erfahren.

7. Februar 2025

Je weniger desto besser

Wandern Neutrophile Granulozyten in verletztes Gewebe ein, zum Beispiel in das Gehirn nach einem Schlaganfall, können sie chronische Entzündungen fördern und langfristige Schäden verursachen. Um die funktionelle Dynamik der Immunzellen zu analysieren, benötigt man Millionen von ihnen. Eine Gruppe aus Forschenden hat eine Methode entwickelt, die eine massenspektrometrische Analyse mit nur 1.000 Neutrophilen ermöglicht.

Susmita Ghosh am Massenspektrometer.
21. Januar 2025

Länger gesund leben mit einer natürlichen Substanz aus Pilzen?

Kann ein Wirkstoff aus Shiitake- oder Austernpilze die Gesundheit beim Altern verlängern? Ein internationales Forschendenteam unter Leitung von Dr. habil. Miloš Filipović hat den Wirkmechanismus von Ergothionein entschlüsselt. Die Ergebnisse zeigen, wie die Substanz die Gesundheit alternder Tiere verbessert. Eine Humanstudie ist in Planung.

Muskulöse Ratten (Gezeichnet im Asterix-Stil) stehen um einen mit Pilzen gefüllten Zaubertranktopf herum.
25. September 2024

Tauchgang in die geheime Welt des Immunsystems

Erstmals lassen sich in einem immersiven 3D-Erlebnis in Bild und Klang Immunzellen nach einem Herzinfarkt beim "übereifrigen" Aufräumen beobachten. Warum solch eine Reise in das Immunsystem anhand bisher unveröffentlichter Mikroskop-Aufnahmen wichtig ist, zeigt ein neues Kooperationsprojekt des storyLab kiU der Fachhochschule Dortmund und des ISAS. Die Premiere ist am 27. September bei der Science Night im Dortmunder U.

Beim immersiven Erlebnis „Die geheime Welt des Immunsystems“ kommen Besucher:innen den Immunzellen Makrophagen (gelb) nach einem Herzinfarkt ganz nah.
24. September 2024

Vom Molekül bis zur Krankheit: PIPs-Projekt der Leibniz-Kooperative Exzellenz gestartet

Die Rolle bestimmter Lipide bei Adipositas und anderen Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersuchen Forschende von drei Leibniz-Instituten in einem neuen interdisziplinären Forschungsprojekt.

Eine ISAS-Forscherin befestigt die Kalibration-Kapillare am Massenspektrometer und bereitet damit das Messgerät für die Analyse der PIPs vor.
23. April 2024

Eine Ursache für Immunschwäche identifiziert

Nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt ist bei Betroffenen häufig auch das Immunsystem gestört. So kann es zu lebensbedrohlichen Infektionen kommen. Eine bisher unbekannte Ursache für den Zusammenhang zwischen Schlaganfall, Herzinfarkt und Immundefekt hat nun ein Team aus Forschenden der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, des Universitätsklinikums Essen und des ISAS entdeckt. Doch nicht nur das: Die Wissenschaftler:Innen konnten zudem einen neuen Behandlungsansatz aufzeigen.

Fluoreszenz-Ultramikroskopische Aufnahme aus dem speziellen Darmgewebe einer Maus, das besonders viele Ig-produzierende Plasmazellen enthält.